28.02.2023

Der Arbeits­klima Index zeigt: Teilzeit ist nicht der einzige Grund für die Ein­kommensnachteile von Frauen 

Selbst bei gleicher Qualifikation, Arbeitszeit, Tätigkeit und beruflicher Stellung gibt es immer noch große Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Das zeigt die neue Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich. 

„Dass Frauen in der Arbeitswelt immer noch benachteiligt werden, ist inakzeptabel“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Er fordert faire Bezahlung, beste Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeiten.

Klassische Frauen- und Männer­berufe unverändert

Nur ganz wenig hat sich in den vergangenen Jahrzehnten an der Geschlechterverteilung in den klassischen Frauen- und Männerberufen geändert. Nach wie vor sind 3 Viertel der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen Frauen. Auch Dienstleistungsberufe, das Unterrichtswesen, die Gastronomie und der Handel sind weiblich dominiert.

Auf der anderen Seite arbeiten im Bauwesen, in der Energie- und Wasserversorgung, im Verkehr und in der Produktion jeweils zwischen 87 und 74 Prozent männliche Beschäftigte.

300 Euro netto weniger für Frauen

Allgemein bekannt ist, dass die Ein­kommen in den Frauenberufen deutlich niedriger sind als in den Männerberufen. Aber auch innerhalb der einzelnen Branchen verdienen Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Unter Vollzeitbeschäftigten beträgt der Einkommensunterschied laut den Erhebungen des Arbeitsklima Index rund 300 Euro netto, unter Teilzeitbeschäftigten 100 Euro.

„Teilzeit alleine ist also keine vollständige Erklärung für die Einkommensnachteile von Frauen. Ein erheblicher Teil ist auf Diskriminierung zurückzuführen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Gastro­nomie und Tourismus am schlechtesten bezahlt

Am schlechtesten ist die Bezahlung von Frauen und Männern in Gastronomie und Tourismus. Hier sagen mehr als 60 Prozent, dass sie kaum oder gar nicht mit ihrem Lohn oder Gehalt über die Runden kommen. 30 Prozent gehen davon aus, dass ihre spätere Pension nicht zum Leben reichen wird, 53 Prozent bezweifeln, dass sie bis zum Regelpensionsalter durchhalten.

Arbeits­zufriedenheit von Frauen seit Corona massiv verschlechtert

Die mangelnde Zufriedenheit mit dem Einkommen ist einer der Faktoren für den dramatischen Einbruch bei der Arbeitszufriedenheit. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sinkt die Zufriedenheit bei beiden Geschlechtern stark – bei Frauen sogar deutlich stärker als bei Männern.

Während seit 2020 die Männer 3 Indexpunkte eingebüßt haben und nun bei 102 Punkten liegen, rasselte der Index bei den Frauen sogar um 7 Punkte hinunter. Mit 101 Indexpunkten haben sie einen historischen Tiefstand erreicht.

Immer mehr Men­schen in Teilzeit

Bei den Männern ist die Teilzeitquote in den vergangenen 15 Jahren von 7 auf 13 Prozent gestiegen, bei den Frauen von 41 auf 52 Prozent. Von jenen Frauen, die Teilzeit arbeiten, möchten knapp 3 von 10 ihre Stunden aufstocken. Für 6 von 10 weiblichen Teilzeitkräften ist das keine Option.

Teilzeitbeschäftigte Männer hingegen hegen öfter den Wunsch, mehr Stunden zu arbeiten. Auf der anderen Seite wollen 30 Prozent der männlichen und 39 Prozent der weiblichen Vollzeitkräfte weniger Stunden arbeiten als bisher.

Faire Verteilung der Arbeits­zeit wäre möglich

Jene Frauen, die mehr arbeiten wollen, sind derzeit im Durchschnitt 27 Wochenstunden beschäftigt und würden gerne um 7 Stunden mehr arbeiten. Männer, die weniger Stunden leisten wollen, würden gerne von durchschnittlich 39 auf 32 Wochenstunden reduzieren.

„Hier schlummert viel Potenzial für eine fairere Verteilung der Arbeitszeit zwischen Vollzeit- und Teilzeitkräften“, sagt Andreas Stangl, der die Politik und die Wirtschaft in die Pflicht nimmt:

„Dass Frauen in der Arbeits­welt immer noch massiv benachteiligt werden und jetzt ganz besonders unter den Teuerungen leiden, ist inakzeptabel. Es ist höchste Zeit, dass Politik und Wirtschaft endlich aktiv werden und den Frauen jene Rahmenbedingungen bieten, die ihnen ein erfülltes Arbeitsleben ermöglichen. Dazu gehören faire Karrierechancen, faire Bezahlung, beste Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeiten“, sagt der AK-Präsident.

Österreichischer Arbeits­klima Index

Der Österreichische Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 25 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima

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v.l.n.r. IFES-Geschäftsführerin Dr.in Eva Zeglovits, AK-Präsident Andreas Stangl und Sozialforscher Mag. Daniel Schönherr (SORA)
v.l.n.r. IFES-Geschäftsführerin Dr.in Eva Zeglovits, AK-Präsident Andreas Stangl und Sozialforscher Mag. Daniel Schönherr (SORA) © Gabriele Fehringer, AKOÖ


ARBEITSKLIMA INDEX 2023 - FEBRUAR

Dass Frauen in der Arbeitswelt massiv benachteiligt werden und jetzt besonders unter den Teuerungen leiden, ist inakzeptabel. Es ist höchste Zeit, dass Politik und Wirtschaft endlich aktiv werden und den Frauen ein erfülltes Arbeits­leben ermöglichen: faire Karrierechancen, faire Bezahlung, beste Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeiten

andreas stangl

AK-PRÄSIDENT

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