AK-Fachtagung: Arbeitnehmerschutz zukunftsfit gestalten
Digitalisierung und moderne Managementmethoden tragen erheblich zu Veränderungen in der Arbeitswelt bei. Über die Chancen, die sich dadurch ergeben, wird gerne und viel gesprochen. Über die damit einhergehenden Belastungen für die Beschäftigten eher weniger. Bei einer Fachtagung am 31. Mai 2022 widmete sich die Arbeiterkammer Oberösterreich dieser Thematik und ortete erhebliches Verbesserungspotenzial bei Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
Digitalisierung mitgestalten
„Die Digitalisierung ist kein Schicksal, das über uns hereinbricht. Sie ist ein gestaltbarer Prozess“, bringt es Univ.-Prof. Dr. Uli Meyer von der Linzer Johannes Kepler Universität auf den Punkt. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Exper-tinnen und Experten sieht er sowohl Chancen als auch Risiken.
Arbeitsbedingungen können für die Arbeitswelt der Zukunft gut gestaltet werden, Grundtenor bei der Fachtagung „Arbeitnehmerschutz 4.0“ war jedoch: Die Politik muss die Thematik endlich aktiv angehen. Der Stillstand beim Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz muss ein Ende haben.
Technik soll Vorteile bringen
Die Herausforderungen sind vielfältig. Datenbrillen, Exoskelette und selbstfahrende Stapler halten zunehmend Einzug in die Arbeitswelt. Solche technischen Hilfsmittel bergen ein erhebliches Potenzial, um für Arbeitserleichterung zu sorgen.
Dazu muss jedoch der Mensch im Zentrum der Arbeitsgestaltung stehen und nicht nur Einsparungen und Effizienz. „Im 21. Jahrhundert muss klar sein, dass die Arbeitnehmer/-innen nicht durch die Arbeit krank werden und am Arbeitsplatz ihre Gesundheit riskieren dürfen.“, sagte AK-Präsident Andreas Stangl bei der Fachtagung.
Beteiligte für Sicherheit einbeziehen
Beunruhigend seien vor allem die Trends im Bereich der Arbeitsorganisation. Entscheidungen werden in Zukunft immer öfter Algorithmen oder einer künstlichen Intelligenz überlassen. „Der Arbeitnehmerschutz ist gestaltbar. Nicht Algorithmen oder eine künstliche Intelligenz sollen die Steuerung über die Arbeitsprozesse übernehmen. Für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen sind alle Beteiligten, wie Betriebsräte/-innen, Sicherheitsvertrauenspersonen, Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmediziner/-innen oder Arbeitspsychologen/-innen gefragt. Deren Aufgaben sind nicht an Roboter übertragbar “, so Stangl.
Gesetze hinken Entwicklung hinterher
Somit beantwortet sich die Frage, ob Roboter eine Fürsorgepflicht haben, von selber mit nein. Die Gesetzgebung hinkt den Entwicklungen in der Arbeitswelt hinterher. Seit Jahren herrscht de facto ein Stillstand im Bereich des Arbeitnehmerschutzes. „Ich stelle der Bundesregierung die Frage, wie ein Gesetz, das sich seit fast einem Jahrzehnt in keinem wesentlichen Punkt weiterentwickelt hat, zu den immer schneller werdenden Veränderungen passen soll?“, kritisiert der AK-Präsident, der auch die Schwächung der AUVA und des Arbeitsinspektorats anprangert.
Positive Beispiele
Neben einer besseren Gesetzgebung forderten die Expertinnen und Experten im Rahmen der Fachtagung, arbeitspsychologische und technische Aspekte bei der Arbeitsgestaltung stärker zu berücksichtigen. Positive Beispiele konnten aus den, von der Arbeiterkammer geförderten, Zukunftsfondsprojekten aufgezeigt werden. So kann Digitalisierung beispielsweise genutzt werden, um die Teilhabe der Beschäftigten und den Informationsfluss im Bereich Arbeitssicherheit deutlich zu verbessern.
Mensch in den Mittelpunkt
Die Arbeiterkammer Oberösterreich sieht die Digitalisierung als Chance für die Gestaltung einer besseren Arbeitswelt. Diese Chance kann jedoch nur genutzt werden, wenn der Mensch wieder in den Fokus der Arbeitsgestaltung rückt. Die Politik ist aufgefordert, den Arbeitnehmerschutz durch klare Regeln zukunftsfit zu machen. „Denn Stillstand kann nicht die Antwort auf dynamische Entwicklungen sein“, meint AK-Präsident Stangl.Kontakt
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