23.05.2024

Die beste Bildung für alle Kinder: Vor­schläge der AK Ober­österreich für ein besseres Bildungs­system

Das österreichische Bildungssystem schafft es nicht, soziale Ungleichheiten zu kompensieren. Im Gegenteil: Die Bildungspolitik der letzten Jahre hat den selektiven Charakter des österreichischen Schulsystems noch verschärft. Entscheidungen über Bildungswege hängen nach wie vor vom Bildungsniveau und vom Einkommen der Eltern ab. „Um allen Kindern die beste Bildung zukommen zu lassen, muss das Bildungssystem grundlegend umgebaut werden“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat dafür drei wesentliche Vorschläge.

Vorschlag 1: In Kinder­bildung inves­tieren, von klein an

Kindergärten und Krabbelstuben werden in Österreich nach wie vor nicht als erste Stationen auf dem Bildungsweg anerkannt. Dabei ist unbestritten, dass frühe Förderung für mehr Chancengerechtigkeit sorgt und bessere Voraussetzungen für den weiteren Bildungsweg schafft. In Oberösterreich fehlt es aber am politischen Willen, das Angebot an qualitätsvollen und vollzeittauglichen Kinderbetreuungs- und Kinderbildungseinrichtung auszubauen. Im Bundesländervergleich hinkt Oberösterreich hinterher und fällt sogar immer weiter zurück. 

Die 2018 wieder eingeführten Nachmittagsgebühren verschärfen die soziale Ungleichheit. Nur 37,2 Prozent der Kinder, die in Oberösterreich einen Kindergarten besuchen, sind in ganztägiger Betreuung. Damit liegt Oberösterreich weit hinter dem Bundesschnitt von 52,1 Prozent.

AK fordert Rechtsanspruch

Die AK fordert daher unter anderem ein zweites verpflichtendes kostenloses Kindergartenjahr für alle Kinder, einen Rechtsanspruch auf einen qualitätsvollen institutionellen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr bis zum Ende der Sekundarstufe I und die Abschaffung der Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung.

Vorschlag 2: Eine gute, ge­recht finan­zierte Schule, die Kinder fördert und fordert 

Bildung wird in Österreich vererbt. Nur 3 von 100 Schulkindern, deren Eltern höchstens ein Pflichtschulabschluss haben, wechseln auf ein Gymnasium. 76 Prozent der Kinder, deren Eltern über mindestens eine Matura verfügen, besuchen eine AHS. 

Angeheizt wird die soziale Selektion durch die Teuerung: Eltern in Oberösterreich mussten im Schuljahr 2022/23 durchschnittlich Kosten in der Höhe von 2.656 Euro pro Schulkind stemmen. Viele Familien sparen bei Ernährung, Kleidung, Freizeit und Schulmaterialien.

Wer es sich leisten kann, nimmt teure Nachhilfe

Die Schule schafft es nicht, die sozialen Unterschiede zu kompensieren und alle Kinder bestmöglich zu fördern und zu unterstützen. Sie lagert die Aufgabe des Lernens in die Familien aus. Eltern, die es sich leisten können, greifen auf teure Nachhilfe zurück. Im Jahr 2023 haben Familien in Oberösterreich rund 14,1 Millionen Euro für private Nachhilfe ausgegeben. 

Aus der Schulkosten-Erhebung der AK Oberösterreich geht hervor, dass sich die Eltern unter anderem den Ausbau von kostenlosem Förderunterricht sowie den Ausbau ganztägiger Schulformen wünschen. Das im Bildungsinvestitionsgesetz definierte Ziel, dass es spätestens im Schuljahr 2032/2033 für 40 Prozent aller Pflichtschüler:innen ein Angebot in einer ganztägigen schulischen Betreuung (30 Prozent) oder in einem Hort (10 Prozent) geben soll, wird Oberösterreich aber laut Einschätzung des oö. Landesrechnungshof deutlich verfehlen.

AK fordert gemeinsame Schule

Die AK fordert daher die gemeinsame Schule für alle 6- bis 15-Jährigen, einen kostenbewussten Umgang bei Schulmaterialien und Schulveranstaltungen, kostenlose schulische Förderung für alle, die sie brauchen, sowie ein flächendeckendes, gebührenfreies Angebot an Ganztagsschulen, in denen Lernen, Freizeit, Üben und Bewegung einander abwechseln. Die Schulfinanzierung nach dem AK-Chancen-Index sieht eine transparente und gerechte Verteilung von zusätzlichen Mitteln vor: Schulstandorte mit größeren Herausforderungen bekommen mehr zusätzliche Mittel, über deren Einsatz sie selbst entscheiden können. 

Vorschlag 3: Ausbildungs­abbrüche ver­hindern und junge Menschen ins Bildungs­system zurück­holen

Insgesamt 18 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen im Alter von 25 bis 29 Jahren in Oberösterreich verfügen über höchstens einen Pflichtschulabschluss. Fast ein Viertel der Lehrlinge hat im Jahr 2022 in Oberösterreich das Lehrverhältnis nicht erfolgreich beendet.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, braucht es größere Anstrengungen, junge Menschen im formalen Bildungssystem zu halten oder wieder zurück zu holen. Die AK fordert unter anderem wirksame Maßnahmen zur kontinuierlichen Sicherstellung der Ausbildungsqualität in der Lehre sowie eine zweite Chance einen Berufsabschluss zu erwerben, zum Beispiel durch kostenloses Nachholen von Lehrabschlüssen und ein Qualifizierungsgeld zur Existenzsicherung während längerer Ausbildungen.

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Mag.a Dr.in Laura Kepplinger (Bildungsexpertin) und AK-Präsident Andreas Stangl
Mag.a Dr.in Laura Kepplinger (Bildungsexpertin) und AK-Präsident Andreas Stangl © Wolfgang Spitzbart, AK OÖ


Um allen Kindern die beste Bildung zu­kommen zu lassen, muss das Bildungs­system grund­legend umge­baut werden.

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