13.03.2024

Der Arbeits­klima Index zeigt: Stress macht die Menschen krank

Durch die Veränderungen in der Arbeitswelt haben sich auch die Belastungen verändert. Maschinen nehmen uns viel körperliche Arbeit ab, dafür leiden immer mehr Beschäftigte unter psychischen Belastungen. So sind etwa 59 Prozent der Beschäftigten in Österreich durch Zeitstress belastet, einer Kombination aus Zeitdruck, ständigem Arbeitsdruck, hoher Konzentration, Unterbrechung der Freizeit und klassischem Stress. Das zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des Arbeitsklima Index.

Arbeits­ver­dichtung und technische Neuerungen

Der Anstieg an psychischen Belastungen ist symptomatisch für die Veränderungen in der Arbeitswelt in den vergangenen Jahrzehnten. Arbeitsdruck durch Arbeitsverdichtung, Multitasking und psychischer Stress in der Arbeit sind Zeichen einer sich beschleunigenden Arbeitswelt, begünstigt durch technische Neuerungen und digitale Innovationen. Dadurch steigen sowohl die Belastungen durch Zeitdruck als auch durch ständigen Arbeitsdruck.

Keine Zeit zum Ver­schnaufen

Unter Zeitdruck versteht man das Gefühl, dass die vorhandene Zeit für die Arbeit nicht ausreicht. Belastet sind Beschäftigte mit Zeitdruck nicht durch die Arbeit an sich, sondern durch die zu knappe Zeit, in der man die Arbeit verrichten muss. Arbeitsdruck hingegen beschreibt die Arbeitsverdichtung, also das Gefühl, dass man ein erhöhtes Arbeitsvolumen in der gleichen Zeit wie vorher bewältigen muss und dadurch nicht mehr zum Verschnaufen kommt.

Voll­zeit, Über­stunden und Nacht­arbeit stressen 

Durch Zeitdruck waren in den vergangenen Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel aller Beschäftigten in Österreich belastet, durch ständigen Arbeitsdruck zwischen einem Fünftel und einem Viertel. Besonders stark belastet sind Beschäftigte in Gesundheits- und Sozialberufen, in Gastronomie und Tourismus sowie am Bau. Vollzeitkräfte leiden deutlich häufiger unter Zeit- und Arbeitsdruck als Teilzeitbeschäftigte. Besonders hohen Zeit- oder Arbeitsdruck haben Beschäftigte, die häufig Überstunden machen, in der Nacht oder am Wochenende arbeiten müssen, die unregelmäßige Dienste oder Schichtarbeit leisten oder die auf Abruf stehen und jederzeit zur Arbeit gerufen werden können.

Bis zur Pension durch­­halten?

Ständig unter Zeitdruck oder Arbeitsdruck zu stehen, hat massive Auswirkungen auf die eigene Lebens- und Arbeitszufriedenheit und auf die Gesundheit. Besonders eklatant ist der Unterschied bei der Wahrnehmung, ob jemand bis zur Pension im jetzigen Beruf durchhält: Während 70 Prozent der Beschäftigten ohne Zeitdruck glauben, bis zur Pension durchzuhalten, sind es bei jenen, die durch Zeitdruck belastet sind, nur 48 Prozent. Von jenen Beschäftigten, die unter ständigem Arbeitsdruck stehen, glauben 46 Prozent, dass sie bis zur Pension durchhalten.

Stress belastet Herz­ und Kreis­lauf und stört den Schlaf

Beschäftigte, die durch Zeitdruck und Arbeitsdruck belastet sind, haben deutlich häufiger Herzprobleme, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden und Schlafstörungen. Sie können auch schlechter abschalten, sind gereizt und oft sogar depressiv, haben wenig Lust auf ihre Arbeit und entfremden sich von ihrer Tätigkeit. Wer gestresst ist, geht auch deutlich häufiger krank zur Arbeit als Beschäftigte, die relativ stressfrei ihrem Beruf nachgehen können. Hauptsächliche Gründe sind Pflichtgefühl gegenüber den Kolleg:innen sowie die Sorge, dass ansonsten die Arbeit liegen bleiben würde.

Arbeits­zeit verkürzen, mehr Er­holung

„Gegen belastenden Stress, der die Beschäftigten nachweislich krank macht, helfen nur verbesserte Arbeitsbedingungen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Er fordert, dass überlange Arbeitszeiten und Überstunden besser verteilt beziehungsweise ab gebaut werden. Der Arbeitsprozess müsse zeitlich und räumlich von Freizeit und Privatleben entkoppelt werden, so Stangl. „Gesundheitsförderlicher Stressabbau funktioniert nur, wenn den Beschäftigten ausreichende und wirkliche Ruhepausen zugestanden werden. Dazu zählt auch eine leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche“, sagt der AK-Präsident.

Um Stress zu vermeiden, braucht es eine hohe Qualität der Führung und den Ausbau von gesundheitsfördernden Angeboten und Maßnahmen. Psychische Belastungen müssen regelmäßig evaluiert sowie bei der Zuerkennung der Schwerarbeitspension berücksichtig werden.

Alle Infos zum Arbeitsklima Index finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima

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Reinhard Raml (Geschäftsführer IFES), Daniel Schönherr (Projektleiter FORESIGHT) und Andreas Stangl (AK-Präsident)
Reinhard Raml (Geschäftsführer IFES), Daniel Schönherr (Projektleiter FORESIGHT) und Andreas Stangl (AK-Präsident) © Wolfgang Spitzbart, AK OÖ


Gegen belastenden Stress, der die Beschäftigten nach­weislich krank macht, helfen ver­besserte Arbeits­bedingungen, kürzere Arbeits­zeiten, weniger Über­stunden sowie aus­reichende und wirkliche Ruhe­pausen. Dazu zählt auch eine leichtere Erreich­bar­keit der 6. Urlaubs­woche.

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