Die Pension muss Armut verhindern

In Österreich sind 15 Prozent aller Haushalte mit Pensionseinkommen armutsbetroffen. Mehr als ein Viertel aller Frauen mit Pension lebt unter der Armutsschwelle. Wie kann das sein? 

Österreich hat nach wie vor eines der besten Pensionssysteme. Die Pensionshöhe in Österreich ist, gemessen am vorhergehenden Bruttoeinkommen, etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Dies ist bemerkenswert, weil neben der vergleichsweisen guten Leistung auch die langfristige Finanzierung gegeben ist - wie Berechnungen der EU-Kommission  zeigen. Trotzdem ist die Pension nicht armutsverhindernd.  

Ausgleichszulage für geringe Pensionen

Menschen mit einer zu geringen Pension haben Anspruch auf die sogenannte Ausgleichszulage. Ziel der Ausgleichszulage ist es ein Mindesteinkommen zu sichern. 2023 liegt der Ausgleichszulagenrichtsatz für Alleinstehende bei 1.110,26 Euro. Die Armutsschwelle beträgt jedoch 1.392 Euro (Richtwert aus 2022).  

Auch wenn mitbedacht wird, dass die Ausgleichszulage 14-mal pro Jahr ausgezahlt wird, liegt sie trotzdem um rund 190 Euro unter der Armutsschwelle. Die Ausgleichszulage reicht nicht aus, um armutsverhindernde Pensionen zu garantieren und Altersarmut zu beseitigen. 


Bei der Ausgleichszulage wird die Pension bis zum Ausgleichszulagenrichtsatz aufgestockt. Im Schnitt machte 2022 die Ausgleichzulage 353 € pro Empfänger:in und Auszahlung (14-mal jährlich) aus.

Frauen besonders von Armut betroffen 

Frauen haben im Vergleich zu den Männern geringere Pensionen: In Oberösterreich war 2022 die durchschnittliche Pension der Frauen mit 1.217 Euro um fast 46 Prozent niedriger als die der Männer (2.246 Euro).  

Somit beziehen sie häufiger die Ausgleichszulage – rund 2 Drittel der Ausgleichzulagenbezieher:innen sind weiblich! Da die Ausgleichzulage unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt, sind Frauen besonders häufig von Altersarmut betroffen: Laut Erhebung von EU-SILC waren im Jahre 2022 an die 26 Prozent der alleinlebenden Frauen mit Pension armutsgefährdet.

 

Quelle: Jahresbericht Sozialversicherung, 2023 

Mehr Gleichstellung bringt bessere Pensionen

Hauptgrund für die geringen Pensionen von Frauen ist, dass Frauen noch immer den Großteil an unbezahlter Arbeit, wie Haus- und Sorgearbeit übernehmen. Dies ist auf eine Vielzahl von Gründe zurückzuführen:

  • unzureichende öffentliche Kinderbetreuung und unzureichende mobile und stationäre Pflegeangeboten für Ältere und Pflegebedürftige
  • hartnäckige, bestehende konservativer Geschlechtszuschreibungen
  • ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern  

Es ist kein Zufall, dass Oberösterreich Schlusslicht bei öffentlicher Kinderbetreuung ist und gleichzeitig einen der höchsten Gender Pay Gaps (2021: 21,1 Prozent) und die österreichweit höchste Teilzeitquote von Frauen aufweist (2022: rund 6 von 10 Frauen arbeiten in Teilzeit). All dies wirkt sich negativ auf die Höhe der Pension aus.  

Maßnahmen gegen Altersarmut umsetzen

Damit Altersarmut endlich der Vergangenheit angehöhrt braucht es ein Bündel von verschiedenen Maßnahmen:

  • Erhöhung der Ausgleichszulage auf zumindest die Höhe der Armutsschwelle
  • Erhalt und Stärkung des gesetzlichen Pensionssystems. Pensionen müssen existenz- und lebensstandardsichernd sein
  • Um Frauen existenzsichernde Pensionen zu garantieren, müssen für Kindererziehungs- und Pflegekarenzzeiten höhere Gutschriften auf das Pensionskonto gebucht werden. Diese Gutschrift muss sich am durchschnittlichen Einkommen von Arbeitnehmer:innen orientieren
  • Geschlechtsspezifische Ungleichheiten und Benachteiligungen in der Arbeitswelt müssen beseitigt werden
  • Rücknahme aller Verschlechterungen bei der Altersteilzeit. Die Abschaffung der Blockvariante ist frauenfeindlich und diskriminiert Schichtarbeiter:innen
  • Eine Verbesserung altersgerechter Arbeitsbedingungen
  • Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern braucht es einen massiven Ausbau der öffentlichen institutionellen Kinderbetreuung inklusive eines Rechtsanspruchs auf einen qualitätsvollen, kostenlosen Betreuungsplatz ab dem 2. Lebensjahr bis zur 8. Schulstufe
  • Die Rücknahme der Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung in Oberösterreich
  • Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen für die Beschäftigten in der Kinderbildung und -betreuung. Ein massiver Ausbau der professionellen Pflege in allen Bereichen.

Österreich hat eines der besten Pensionssysteme und dennoch sind oft Frauen von Altersarmut betroffen. 

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