Kosmetik ohne Tierversuche
Die EU hat Tierversuche für Kosmetika vor mehr als 3 Jahren verboten. Das Verbot ist allerdings nach wie vor löchrig.
Im Winter liegen Merinowollprodukte als natürliche Alternative zu synthetischen Materialen im Trend. Wenig bekannt ist „Mulesing“. Mulesing ist das Entfernen von großen Hautstreifen mit Fleisch ohne Betäubung. Merinoschafe haben viele Falten und um Parasitenbefall zu verhindern, werden die Schafe mit der grausamen Methode "behandelt". Diese grausame Methode wird in Australien angewendet, jenem Land, aus dem mindestens 75 Prozent der weltweit hergestellten Merinowolle stammt.
Merinowolle ohne Tierleid? (0,3 MB)
Der Konsumentenschutz der AK Oberösterreich und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten haben 14 österreichische Unternehmen, nach dem Ursprung ihrer Merinowolle gefragt. Nur 4 Unternehmen konnten „Mulesing“ ausschließen: Die Sportartikelhersteller Hervis und SCROC, sowie das nachhaltige Modelabel Zerum. Sie haben eine Bewertung als „Gold-Champions“ verdient, weil diese 3 die komplette Rückverfolgbarkeit ihrer Liefer¬kette sicherstellen können und für Kontrollen bis zum tierhaltenden Betrieb sorgen.
Aufgrund ihres Engagements wurden der Tiroler Schuhhersteller Giesswein, die Einzelhandelskette Hofer sowie der steirische Sportartikelhersteller Northland als Silber Champions bewertet. So lässt sich etwa Giesswein den Ausschluss von Mulesing vertraglich garantieren. Im Gegensatz zu den Gold-Champions fordert das Unternehmen allerdings keine Rückverfolgbarkeit bis zum tierhaltenden Betrieb.
Das Gütesiegel Global Organic Textile Standard (GOTS) Mulesing erlaubt, dass Schafe betäubt werden. Laut Vier Pfoten ist eine Betäubung in der Praxis aber sehr schwer sicher-zustellen beziehungsweise zu kontrollieren. Bereits jetzt ermöglicht der Standard eine Rück-verfolgbarkeit der Merino¬wolle. Ein explizites Mulesing-Verbot beziehungsweise eine entsprechende Weiter¬entwicklung des empfehlenswerten Nachhaltig¬keits¬standards GOTS ist für dieses Jahr geplant.
5 der befragten Unternehmen stehen mit ihren Bemühungen, Mulesing zu verhindern, ganz am Anfang. Gar keine Rückmeldung kam vom steirischen Mode- und Heimtextilien-Unternehmen Steiner 1888. Ob das Unternehmen Merinowolle mit Mulesing verwendet oder nicht, konnte deshalb nicht beurteilt werden.
Aufgrund der Befragung durch den AK Konsumentenschutz Oberösterreich und Vier Pfoten hat sich die österreichische Einzelhandelskette SPAR für einen sofortigen Einkaufsstopp von Merino-Produkten entschlossen, sowie die Auslistung entsprechender Produkte aus dem Sortiment aller Interspar und Maximarkt-Filialen.
„Grüne Erde“ wird ab 1.8.2020 nur noch RWS-zertifizierte Wolle aus Australien beziehen. Das bedeutet, "Grüne Erde" wird zum Gold Champion und ab August sogar Platin Champion, da ab dann für alle Merinowollprodukte unabhängige Kontrollen bis zum tierhaltenden Betrieb gewährleistet sein werden und die gesamte Lieferkette rückverfolgbar sein wird.“
In Australien wird eine speziell gezüchtete, faltenreiche Merinoschafsrasse verwendet, da diese aufgrund der größeren Hautoberfläche auch mehr Ertrag verspricht. Allerdings nisten sich in den vielen Hautfalten der Schafe unzählige Fliegenmaden als Parasiten ein. Betriebe, die mulesingfrei sind, verwenden Merinoschafe ohne überschüssige Hautfalten mit entsprechenden Ertragseinbußen.
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