Verbesserte Mathematikleistungen - Erfolge der Bildungspolitik der letzten 10 Jahre

Seit mehreren Jahren wird in Österreich in gewissen Zeitabständen in der 4. und 8. Schulstufe das Erreichen sogenannter „nationale Bildungsstandards“ überprüft. Diese Standards definieren jene Grundfähigkeiten, die jede/-r Schüler/-in bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erworben haben sollte („absolutes Bildungsminimum“). Testdomänen sind die Grundkompetenzen in Mathematik, Deutsch und Englisch. Ein Nicht-Erreichen der Standards weist jeweils auf Kompetenzniveaus hin, die das schulische und berufliche Fortkommen beeinträchtigen, während ein teilweises Erreichen der Bildungsstandards bedeutet, dass die Betreffenden vor allem Routine- und Reproduktionsaufgaben lösen können.

Wieso braucht es Bildungsstandards?

Die 2008 gesetzlich verankerten Bildungsstandards haben eine Evaluations-, eine Förderungs- sowie eine Orientierungsfunktion und lassen die Leistungsbeurteilung durch Noten unberührt. Sie waren definitiv nicht als Selektionsinstrument gedacht. Die Überprüfungsergebnisse dienen Lehrer/-innen, Schulleitungen, Schulaufsicht und Schuladministration im Sinne einer „schulzuweisungsfreien Rückmeldung“ als Beitrag zur Qualitätsentwicklung am jeweiligen Standort. Die Standards sollen primär zu institutionellen und systemischen Verbesserungen beitragen und zur rechtzeitigen Förderung der Schüler/-innen.

Besser im Rechnen: Aufwärtstrend in der Volksschule

2018 wurden die mathematischen Grundfähigkeiten in der 4. Klasse Volksschule getestet. Die im Februar 2019 veröffentlichten Ergebnisse zeigten einen klaren Aufwärtstrend: gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2013 gingen die Anteile der 10-Jährigen, welche die Standards nicht erreichten, bundesweit von 11 auf 8 Prozent zurück. Bei den „Baseline“-Testungen vor 9 Jahren hatten noch 19 Prozent die Standards verfehlt.

Einen ähnlichen Trend zeigen die Oberösterreich-Ergebnisse, wobei die Kompetenzniveaus sogar über dem Bundesschnitt liegen:

Quelle: BIFIE, BIST M4 2013/2018 

Hauptprobleme bleiben ungelöst

So erfreulich die oben angeführten Ergebnisse auch sind - die großen 3 Problemfelder bleiben ungelöst: Gender-Gap, Migration und soziale Herkunft. Dazu kommt, dass sich diese 3 Faktoren oft gegenseitig verstärken und aufschaukeln.

Problemfeld 1

Mädchen schneiden bei den Mathematik-Grundkenntnissen deutlich schlechter ab als ihre Mitschüler. Dieser Gender-Gap hat sich in den letzten Jahren sogar verschärft.

Problemfeld 2

Zuwanderer-Kinder bleiben benachteiligt. Wer einen Migrationshintergrund hat, weist schlechtere Ergebnisse im Test auf.

Problemfeld 3

Zeig' mir deine Eltern, und ich sag' dir deine Bildung. Dieser Satz trifft besonders auf das österreichische Bildungssystem zu. Die soziale Herkunft der Eltern schlägt sich direkt in den schulischen Leistungen nieder, wie der Kompetenz-Check für Mathematik klar herausarbeitet.

  • Elternhaus mit Pflichtschul-Abschluss: 40 Prozent der Kinder haben deutliche Problemen beim Rechnen.
  • Elternhaus mit Akademiker/-innen: 6 Prozent erreichen keine Grundkompetenzen beim Rechnen.

Das liegt auch daran, dass Eltern mit niedrigerer Bildung ihren Kindern in der Regel seltener bei den Hausaufgaben helfen können. Nachhilfe aber ist teuer und für viele schlichtweg auch nicht leistbar.

Über 1.000 Kinder haben Probleme beim Rechnen

Obwohl Oberösterreich im Bundesländervergleich gut abschneidet, besteht dringender Handlungsbedarf. 6 Prozent der Volksschüler/-innen in der 4. Klasse erreichen nicht einmal annährend die geforderten Mathematik-Grundkompetenzen, das sind weit über 1.000 Kinder allein in Oberösterreich. Dazu kommen etwa nochmals so viele Gleichaltrige, die aufgrund schwerwiegender Nachteile gar nicht in die ansonsten flächendeckende Testung aufgenommen wurden. Diese „Bildungsarmut" bedroht die weitere Schul- und Ausbildungskarriere der Kinder, befeuert den gesellschaftlichen Ausschluss und erschwert die Suche nach einem stabilen Job.

In puncto Talent-Förderung bedenklich stimmen auch die Ergebnisse, dass in über 50 Volksschulen in Oberösterreich nur 1 bis Prozent der Kinder Spitzenergebnisse erreichen und 75 Schulen ebenfalls nur 14 Prozent.

Das fordert die AK Oberösterreich

Eine sofortige und kräftige Unterstützung benachteiligter Schulstandorte durch zusätzliche Finanzmittel. Die Arbeiterkammer hat dazu an einem praxisnahen Lösungsmodell mitgearbeitet, dem Chancen-Index-Modell. Dieses sieht eine bedarfsorientierte Mittelzuweisung für Schulen im Rahmen eines entsprechend adaptierten Finanzausgleichs vor. Dieser Chancen-Index ist eine Bedarfskennziffer, welche die soziale Zusammensetzung der Schüler/-innenschaft und somit den Umfang der pädagogischen Herausforderungen an den einzelnen Schulstandorten berücksichtigt. Schulen mit höherem Index bekommen dabei zusätzliche Fördermittel.

Diese zusätzlichen Finanzmittel könnten für Maßnahmen eingesetzt werden, die

  • zum Abbau des massiven Gender-Gaps beitragen,
  • ein Angebotspaket an integrativen Fördermaßnahmen für Kinder mit Migrationshintergrund beinhalten und
  • vor allem auch ein Förderungspaket für Kinder von Eltern beinhalten, die ihnen aufgrund ihres Bildungshintergrunds weniger Nachhilfe leisten können.

„Zeig' mir deine Eltern, und ich sag' dir deine Bildung." Dieser Satz trifft besonders auf das österreichische Bildungssystem zu.

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E-MAIL: bildungsinfo@akooe.at
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„Zeig' mir deine Eltern, und ich sag' dir deine Bildung." Dieser Satz trifft besonders auf das österreichische Bildungssystem zu.

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