22.10.2019

Betreuung für Kinder bis 14 Jahre: Ober­österreich macht es seinen Familien schwer

Die AK Oberösterreich hat die Betreuungsangebote für Kinder bis 14 Jahre analysiert. Das Ergebnis ist ernüchternd: Das Angebot geht an der Lebensrealität vieler Österreicherinnen und Österreicher vorbei. In manchen Gemeinden reicht es nicht einmal für einen 8-Stunden-Arbeitstag. Viele Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, gehen täglich an ihre Grenzen.

Oberösterreich gehört zu jenen Bundesländern mit dem größten Aufholbedarf in Sachen Kinderbetreuung. 

Beschäftigte flexibel, Kinder­betreuung nicht

12-Stunden-Arbeitstage, 60-Stunden-Wochen, höhere Mobilität. Unternehmen verlangen von ihren Beschäftigten maximale Flexibilität. Wie die Betroffenen das mit ihrem Familienleben und der Betreuung ihrer Kinder vereinbaren sollen, bleibt offen:  

  • In Oberösterreich haben nur 5 von 1.247 Kinderbetreuungseinrichtungen mehr als 12 Stunden am Tag geöffnet.

  • Selbst ein Normalarbeitstag ist mit den aktuellen Öffnungszeiten der Einrichtungen kaum zu schaffen: Mehr als die Hälfte der Kindertagesheime in Oberösterreich haben weniger als 8 Stunden geöffnet. Bundesweit sind es 29 Prozent.

  • Und 6 von 10 Krabbelstuben, Kindergärten und Horten schließen in Oberösterreich noch vor 16 Uhr. Im Bundesschnitt sind es nur 3 von 10 Einrichtungen.

  • Es gibt in Oberösterreich nur 18 Angebote an öffentlichen „echten“ Gantzagsschulen. In dieser Schulform wechseln Unterricht, Freizeit, Wiederholen und Sport einander ab und sorgen so für optimale Lern- und Entfaltungsbedingungen für unsere Kinder.    


Zu wenig Angebote für Voll­zeit

Viel zu wenige Antebote für Kinder unter 6 Jahren sind „VIF-konform“, also "vollzeittauglich". Für diese Kategorie  müssen wichtige Standards erfüllt sein:

  • Wöchentliche Öffnungszeiten von mindestens 45 Stunden (Montag-Freitag)
  • Tägliche Öffnungszeit von 9,5 Stunden, mindestens 4 Tage pro Woche
  • Angebot eines Mittagessens
  • Maximal 5 Wochen pro Jahr geschlossen 

In Oberösterreich gibt es nur für rund 4 Prozent der 3-Jährigen einen Betreuungsplatz, der diesen Kriterien entspricht, bundesweit sind es rund 16 Prozent. (Bei den 3- bis 5-Jährigen sind es 22 Prozent, bundesweit: 41 Prozent).

Schul­kinder: Und wer betreut sie?

Etwa jedes zehnte Schulkind von 6 bis 14 Jahren hat im Hort oder einer altersgemischten Kindergartengruppe einen Platz. Gemeinsam mit der schulischen Nachmittagsbetreuung liegt Oberösterreich mit rund 27 Prozent Betreuungsquote hier zumindest im österreichischen Mittelfeld.

Allerdings: Die Bedürfnisse und Anforderungen an Betreuung verändern sich. Die Unterstützung beim Lernen rückt stärker in den Mittelpunkt. Ganztägige Schulformen, bei denen Unterricht, Freizeit und Förderung über den Tag verteilt abwechselnd stattfinden, würden berufstätigen Eltern helfen. Der Ausbau solcher Schulen stagniert aber seit Jahren.

Forderungen der AK

Die AK fordert:

  • Einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Betreuungseinrichtung ab dem 2. Lebensjahr.

  • Den raschen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote, vor allem bei den Unter-3-Jährigen.

  • Die Rücknahme der Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung ab dem 30. Lebensmonat.

  • Mehr echte Ganztagsschulen für 6- bis 14-Jährige.

Eltern sollen wählen können, ob und in welchem Umfang sie ihr Kind betreuen lassen. Ohne aus­reichendes und qualitäts­volles Angebot wird es diese Wahl­freiheit aber nicht geben.

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Eltern sollen wählen können, ob und in welchem Umfang sie ihr Kind betreuen lassen. Ohne aus­reichendes und qualitäts­volles Angebot wird es diese Wahl­freiheit aber nicht geben.

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