Modekonsum: Hoher Preis für Um­welt, Klima und Menschen

Ständig neue Mode-Kollektionen sollen den Menschen vermitteln, dass sie Neues brauchen. Dabei wird rund die Hälfte der Kleidung kaum bis gar nicht getragen – so eine repräsentative Modekonsum-Umfrage von AK und Greenpeace bei 1.506 Österreicher:innen, die das Institut Integral durchführte. 

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Die Ergebnisse und Forderungen präsentierte

  • Lisa Panhuber, Konsumexpertin, Greenpeace Österreich
  • Nina Tröger, Konsumforscherin Abteilung Konsument:innenpolitik, AK Wien 


Jeder zweite Befragte shoppt bei großen Modeketten sowie Online-Shops, 2 von 3 haben im vergangenen Jahr keine Second Hand-Kleidung gekauft. Für die meisten ist lang tragbare und funktionelle Kleidung wichtig, aber in der Realität ist dann doch meist der Preis ausschlaggebend.

Aufgrund der Teuerung geben 4 von 10 Befragten an, weniger Gewand einzukaufen. Und jede/jeder Dritte entsorgt ihre/seine Kleidung im Müll. Vier Fünftel der Befragten stimmen der Aussage zu, die Umwelt werde durch Kleiderüberproduktion massiv belastet (86 Prozent) und Fast Fashion sei ein großes Übel (81 Prozent). Auch der Wunsch nach gesetzlichen Regulierungen ist groß.

Junge (16 bis 29 Jahre) shoppen etwas anders: Sie kaufen mehr Second Hand, nutzen Kleidung kürzer, folgen schnellen Modetrends stärker und vertrauen den Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen stärker.  

Zur Befragung Modekonsum

In einer repräsentativen Umfrage zum Kleiderkonsum befragte das Institut Integral im Auftrag von Greenpeace und Arbeiterkammer Wien 1.506 Österreicher:innen hinsichtlich ihres Kleidungskonsums sowie ihrer Einstellungen dazu. Die Befragung fand im November 2022 statt.

Ergebnisse

  • Die Befragten geben im Schnitt jährlich 792 Euro für Bekleidung aus.

  • Rund die Hälfte der Kleidung wird nur gelegentlich bis gar nicht getragen.
     
  • Die meisten Befragten sagen, sehr oder eher auf Funktionalität (92 Prozent) sowie hohe Qualität und Verarbeitung (85 Prozent) zu achten. Aber auch der günstigste Preis ist für 78 Prozent sehr oder eher kaufentscheidend, während deutlich weniger Befragte hohe Umwelt- (44 Prozent) oder Sozialstandards (40 Prozent) nannten.
     
  • Die Hälfte der Befragten kauft in Filialen von großen Modeketten wie H&M oder Zara (49 Prozent) ein sowie in Online-Shops oder aus Katalogen von großen Händler:innen wie Amazon oder Shein (48 Prozent). Dabei meinte wiederum die Hälfte, gern zu bestellen, weil es praktisch ist.
     
  • Unter den Befragten herrscht Einigkeit darüber (92 Prozent), dass Menschen zu viel Kleidung kaufen.
     
  • Im Schnitt geben die Befragten an, im letzten Jahr 18 Kleidungsstücke gekauft zu haben (liegt deutlich unterhalb den 50 bis 60 Kleidungsstücken pro Person und Jahr, die etwa Handelsbilanzen ausweisen).

Forderungen

  • Vernichtungsverbot neuwertiger Waren rasch gesetzlich verankern;

  • mehr Förderungen für Reparaturdienstleistungen sowie Leih- und Sharingsysteme;

  • ein starkes EU-Lieferkettengesetz entlang der globalen Lieferkette, das auch für mehr Lohngerechtigkeit sorgt. 

TIPPS

Was Konsument:innen im Alltag jetzt schon umsetzen können:

  • Reparieren lassen: Eine beispielsweise aufgerissene Blusennaht kann genäht werden – können Sie das nicht selbst, fragen Sie im Bekanntenkreis nach oder eine Schneiderei kann‘s.

  • Weitergeben oder verkaufen: Nutzen Sie Kleidung nicht mehr, geben Sie sie weiter (etwa im Bekanntenkreis, am Flohmarkt oder online verkaufen) oder spenden Sie sie direkt an vertrauenswürdige gemeinnützige Organisationen (etwa Volkshilfe oder Caritas).
     
  • Second Hand & Co.: Es muss nicht immer neu sein. Second Hand-Läden sind wahre Fundgruben für gut erhaltene oder ausgefallene Kleidung. Es ist auch möglich, Mode zu leihen oder zu tauschen.
     
  • Qualität vor Quantität: Kaufen Sie neue Ware, achten Sie auf hochwertige Kleidung, etwa Gütesiegel für Nachhaltigkeit (vertrauenswürdige starke Gütezeichen sind beispielsweise GOTS, IVN Best, EU Ecolabel, österreichische Umweltzeichen, Blauer Engel). Qualitativ hochwertige, zeitlose Kleidung bleibt länger im Kreislauf als billig produzierte schnelle Trendteile.

  • Online bestellen – Retouren vermeiden: Bei Online-Bestellungen sollen Retour-Sendungen vermieden werden, da sie hohe Umweltbelastungen verursachen – im schlimmsten Fall wird die Retoure entsorgt. Bei Kleidungskäufen können Sie versuchen, neue Angebote wie beispielsweise digitale Vermessungstechniken zu nutzen, um die richtige Größe auszuwählen.
     
  • Recyclen lassen: Bringen Sie alte Kleidung zur Wertstoffsammelstelle, damit sie recycelt wird und daraus zumindest noch Putzlappen oder Dämmmaterial gemacht wird.

  • Nicht in den Restmüll: Textilien – auch kaputte – gehören nicht in den Restmüll, dort werden sie verbrannt.


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